Mitwirkende | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Hintergrund Schon
vor seiner Gefangenschaft in der Pariser Bastille leitete der Marquis de
Sade (1740 – 1814) Theateraufführungen in seinem Schloss. Allein während
seiner 13jährigen Kerkerhaft schrieb er 17 Dramen. Er stellte darin
analysierende und philosophische Dialoge gegen Szenerien körperlicher
Exzesse. Sein stark bildhaftes Denken zeigt sich wie in seinen Romanen
durch die außerordentlich konkrete Beschreibung aller Vorgänge. Seine
dramatische Arbeit reichte allerdings nie an die Kühnheit und Konsequenz
seiner Prosa heran. Von
1801 bis zu seinem Tod war er in der Anstalt Charenton bei Paris
interniert, wo er Gelegenheit hatte, im Kreis der Patienten Schauspiele zu
inszenieren und selbst auf der Bühne zu stehen. Charenton war eine
Anstalt, in die man Menschen brachte, die sich durch ihr Verhalten in der
Gesellschaft unmöglich gemacht hatten, auch ohne dass sie geisteskrank
waren. In den höheren Pariser Kreisen galt es als exklusives Vergnügen,
de Sades Vorstellungen in dem „Schlupfwinkel für den moralischen
Auswurf der bürgerlichen Gesellschaft“ zu besuchen. Die
im vorliegenden Stück thematisierte Auseinandersetzung de Sades mit dem
Revolutionär Jean Paul Marat (1743 – 1793) ist frei erfunden und schließt
allein an die Tatsache an, dass de Sade bei Marat’s Totenfeier die
Gedenkrede hielt – vermutlich nur, um seinen eigenen Kopf zu retten,
stand er damals doch bereits selbst auf der Liste der Guillotineopfer. Was
an dieser Konfrontation hauptsächlich interessiert, ist der Konflikt
zwischen dem bis zum Äußersten geführten Individualismus de Sade’s
und dem Gedanken an eine politische und soziale Umwälzung. Von
der Notwendigkeit einer Revolution war auch de Sade überzeugt; er befürwortete
Marat’s radikale Argumente, und sein Oeuvre ist ein einziger Angriff auf
die korrumpierte herrschende Klasse. Zugleich schrak er jedoch vor den
totalitären Gewaltmaßnahmen der Neuordner zurück. Von
der Begegnung mit de Sade abgesehen entspricht die im vorliegenden Stück
geschilderte Lage Marat’s der Wirklichkeit: Die psychosomatische
Hauterkrankung seiner letzten Lebensjahre zwang ihn zu stundenlangen
Aufenthalten in einer Badewanne, wo ihn am Vorabend des 13. Juli 1793
Charlotte Corday erstach, nachdem sie zuvor zweimal vergeblich an seiner Tür
erschienen war. Marat’s Äußerungen im Lauf der Handlung entsprechen
– mitunter wortgetreu – seinen hinterlassenen Schriften. Auch was über
seinen Werdegang erwähnt wird, hält sich ans Authentische. Keine
Gestalt der französischen Revolution wurde von der bürgerlichen
Geschichtsschreibung des 19. Jh. so abschreckend und blutrünstig
dargestellt wie er, was kaum verwundert, führen seine Tendenzen doch in
direkter Linie zum Marxismus. Erst Anfang des 20. Jh. gelang es, das
einseitige Bild Marat’s zu revidieren und die Scharfsinnigkeit seiner
politischen und wissenschaftlichen Argumente entsprechend zu würdigen.
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