Theater M.23: Hugo v. Hofmannsthal "ELEKTRA" Tragödie in einem Aufzuge (1903) Aufführungen: 12., 13., 14. Mai 2002, Galerie d. Kath. Hochschulgemeinde Linz | |
Ein Mord ist nicht nur ein Mord. Die Zerstörung eines Sozialgefüges hinterlässt im wirklichen Leben von Betroffenen genauso Spuren wie im griechischen Königsdrama. Bei "Elektra" geht es nicht darum, die Gründe für den Mord an Agamemnon zu benennen, sondern darum, die Auswirkungen der Tat auf die Beteiligten zu zeichnen. Die Rachephantasien der Titelheldin, die noch immer um ihren ermordeten Vater trauert, und ihre Hoffnung auf die Rückkehr des verschollenen Bruders sind genauso stark wie der Wunsch ihrer Schwestern Chrysothemis, Frieden mit der Vergangenheit zu schließen und ein normales Leben zu führen. Das ist den Schwestern freilich genauso unmöglich wie Klytämnestra, der Frau des Agamemnon, die gemeinsam mit ihrem Liebhaber Aegisth den Mord begangen hat. In Ängsten verstrickt, ihre Beziehung zerbrochen, lebt auch sie wie eine Gefangene: eine Gefangene ihrer Tat, auf Gedeih und Verderb zusammengeschweißt mit ihrer Familie und ihrem Hofstaat, unfähig, Frieden zu schließen mit sich selbst und ihren Töchtern. Die Sonne scheint heiß in Griechenland ... Christoph Lauermann | riss den streitaxt klang auf glatter fläche kalten gefühls durchdringt kein farb getöse stillever schmiert ein druck gehirns brandenden bergs spröde aus drang kampfschrei's dem Erich J. Langwiesner 12.5.2002 zu "Elektra" |
Für die eigene Schwester Chysothemis empfindet Elektra nur Verachtung, da diese Elektras Rachedurst nicht teilt, sondern sich danach sehnt, frei vom Druck der Familiengeschichte endlich ein normales Leben führen zu können. Ein Aufeinandertreffen Elektras mit ihrer Mutter Klytämnestra endet damit, dass Elektra offen den Tod der Mutter und ihres Geliebten Aegisth fordert. | |
Als zwei Fremde den Tod Orests melden, versucht Elektra ihre Schwester vergeblich dazu zu gewinnen, den Vater gemeinsam zu rächen.
Niemand am Hof - auch nicht Elektra - erkennt in den fremden Boten Orest und seinen Gefährten. | |